Dissipation Trail (Distrail):

Ein Dissipation Trail (oder: Distrail) ist eine Erscheinung, die durch Flugzeuge verursacht wird. Es handelt sich dabei um eine linienhafte Wolkenauflösung hinter einem Flugzeug in meist dünner Bewölkung (in der Regel in schichtförmigen Wolken, und zwar ganz überwiegend in Altocumulus, seltener auch in Cirrocumulus, Stratocumulus und Altostratus). Dissipation Trails sind daher zunächst das Gegenteil von Kondensstreifen, bei denen es zu unmittelbarer Wolkenbildung durch die Flugzeugabgase kommt. Wolkenbildung kann bei Distrails allerdings auch eine Rolle spielen, und zwar bei der Bildung sogenannter Canal Clouds. Dann handelt es sich meist um indirekte Wolkenbildung in der Umgebungsluft des Flugzeugs, wie weiter unten dargestellt wird.

Distrails in Altocumulus

Typischerweise sieht ein Dissipation Trail so aus (hier in Altocumulus stratiformis):

Dissipation Trail in Altocumulus
Dissipation Trail in Altocumulus
Dissipation Trail in Altocumulus (2)
Dissipation Trail in Altocumulus (2)

Distrails können durch verschiedene Ursachen entstehen: Zum einen sorgt die Abwärme der Flugzeugmotoren für Wolkenauflösung. Zum anderen kann durch Turbulenzen trockene Umgebungsluft in die Wolkenschicht eindringen, was häufig bei einem Flug dicht über einer dünnen Wolkenschicht auftritt. Schließlich können lokale Temperatur- und Druckunterschiede beim Durchflug von unterkühlten Wolken zur Bildung von Eiskristallen führen, was insbesondere bei den sogenannten Canal Clouds (Synonym: Cloud Canal) gut sichtbar ist. (Ebenso bei den spektakulären Fallstreak Holes (Synonym: Hole Punch Clouds), wobei die punktuellen Wolkenauflösungen nicht direkt zu den Distrails gerechnet werden.)

Ein schönes Beispiel von Distrails, die durch Turbulenzen und trockene Umgebungsluft verursacht werden, zeigt folgendes Bild. Hier ist in einer dünnen Ac-Schicht (in einigen Kilometern Höhe) ein ausgeprägter und sehr strukturierter Dissipation Trail zu sehen. Direkt darüber befindet sich ein weiteres Flugzeug, offensichtlich in bzw. knapp oberhalb der Wolkenschicht…

Entstehung von Dissipation Trails durch Flugzeuge – Bild 1
Entstehung von Dissipation Trails durch Flugzeuge – Bild 1

…wenige Sekunden später hat sich auch hinter der zweiten Maschine ein weiterer Dissipation Trail entwickelt (rechts im Bild).

Entstehung von Dissipation Trails durch Flugzeuge – Bild 2
Entstehung von Dissipation Trails durch Flugzeuge – Bild 2

Bleibt der Abstand zwischen den Maschinen und der dünnen Wolkenschicht sehr klein, können die Distrails mitunter zu einer sehr auffälligen Erscheinung werden:

Langgestreckter Dissipation Trail in Altocumulus
Langgestreckter Dissipation Trail in Altocumulus

Hier eine detaillierte Ansicht eines Dissipation Trails, in dem Wolkenauflösung, Durchmischung und Wolkenneubildung (offensichtlich Eiskristallbildung in der Mitte des Trails) zu sehen sind…

Dissipation Trail in Altocumulus (Detail)
Dissipation Trail in Altocumulus (Detail)

Das folgende Bild zeigt einen seltenen Dissipation Trail in dichtem Ac (Altocumulus opacus). Hier reicht die Wolkenauflösung nicht aus, um die Wolkenschicht verschwinden zu lassen. Stattdessen wird die Wolkenschicht dünner – sie erscheint vom Erdboden aus heller.

Distrail in Altocumulus opacus (bei Frankfurt am Main, 19. März 2010)
Distrail in Altocumulus opacus (bei Frankfurt am Main, 19. März 2010)

Distrails und Entwicklung von Canal Clouds

Wie oben schon erwähnt, kommt es in den unterkühlten Wolkenschichten eines Altocumulus nach der Passage eines Flugzeuges innerhalb eines Dissipation Trails mitunter auch zur Neubildung von Eiskristallen, was zu Beginn oft so aussieht…

Dissipation Trail in Altocumulus – Eiskristallbildung
Dissipation Trail in Altocumulus – Eiskristallbildung

Die Eiskristalle wachsen auf Kosten der sie umgebenden unterkühlten Wassertröpfchen. Der Dissipation Trail verbreitert sich mit der Zeit, und bisweilen entstehen sogenannte Canal Clouds, wenn die Zone der Wolkenauflösung (Wassertröpfchen) bzw. der Wolkenneubildung (Eiskristalle) innerhalb der ursprünglichen Wolkenschicht lang genug ist. Diese oft auffallende Erscheinung wird unter der Sonderform Cavum zusammengefasst, im folgenden Beispiel einer Canal Cloud handelt es sich demnach um einen Altocumulus cavum:

Altocumulus cavum – Canal Cloud
Altocumulus cavum – Canal Cloud

Hier ist sehr schön zu sehen, wie durch das in Frage kommende Flugzeug kontinuierliche Eiskristallbildung angeregt wird:

Altocumulus cavum – Canal Cloud 2
Altocumulus cavum – Canal Cloud 2

Solche Canal Clouds sind damit die übersteigerte Variante der Dissipation Trails.

Das folgende Bild verdeutlicht die Verwandtschaft zwischen Dissipation Trails und Canal Clouds. Hier sind sowohl die Eiskristallbildung der Canal Cloud (oben) als auch die Wolkenauflösung eines Distrails (unten) gleichzeitig sehr auffallend entwickelt. Wolkenauflösung und Wolkenneubildung finden also mitunter gleichzeitig auf engem Raum statt. Als Zeitspanne sind hier einige Minuten anzusetzen, während denen sich der Distrail zu einer Canal Cloud umwandeln kann.

Canal Cloud - Verwandtschaft mit Dissipation Trails
Canal Cloud - Verwandtschaft mit Dissipation Trails

Distrails in Cirrocumulus

Abschließend noch das Bild eines seltenen Dissipation Trails in Cirrocumulus:

Dissipation Trail in Cirrocumulus (26. Mai 1986, Mainz, Deutschland)
Dissipation Trail in Cirrocumulus (26. Mai 1986, Mainz, Deutschland)

Die Spur des hochfliegenden Flugzeugs zeigt hier einerseits Wolkenauflösung, andererseits aber auch schmale, langgestreckte Wolkenneubildung – ein Zeichen dafür, dass in diesem seltenen Falle der Cirrocumulus zumindest teilweise aus stark unterkühlten Wassertröpfchen besteht.

(Text + Bild, alle Rechte: Dr. Martin Gudd)

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